
Da ich auf meinen letzten Beitrag Tiertransporte | Leid auf Rädern zum Thema Tierschutz so viel Rückmeldung erhalten habe, dachte ich mir, dass ich einen weiteren Artikel schreibe. Hier möchte ich auf die Frage eingehen, wieso die EU nichts unternimmt und euch weitere Quellen und Informationen zur Hand geben, bei welchen ihr euch gut erkundigen könnt.
Man nimmt an, dass sich aus Gründen des Tierwohllabels und Co. die Bedingungen der Tiertransporte verbessert hätten, dass diese nicht mehr gar so grausam anmuten wie früher. Doch das Grundproblem ist geblieben: Die Tiere werden als Waren be- und gehandelt, obwohl sie fühlende Wesen sind. Nach wie vor exportieren wir sie in Länder, von denen wir wissen, dass es dort keinerlei Gesetze zum Tierschutz gibt.
Warum tut die EU nichts?
Sie tut schon etwas, aber es wird immer an Symptomen herumgedoktert. Was es braucht, sind andere Gesetze: Lebendtierexporte in Drittländer müssten verboten und Tiertransporte zum Schlachthof innerhalb der EU strikt auf acht Stunden beschränkt werden. Aber Export ist eben ein riesiges Geschäft.
Die Tiertransporte in Drittländer machen zwar nur einen geringen Anteil der Tiertransporte in der EU aus (s. vorheriger Beitrag), doch weil die Missstände hier besonders groß sind und die Bilder davon besonders grausam sind, schaffen sie es immer wieder in die Öffentlichkeit. Doch auch bei Tiertransporten innerhalb der EU und sogar innerhalb Deutschlands ist Tierschutz Mangelware.
In Artikel 3 der EU-Tiertransportverordnung heißt es:
“Niemand darf eine Tierbeförderung durchführen oder veranlassen, wenn den Tieren dabei Verletzungen oder unnötige Leiden zugefügt werden können.” Um das zu erreichen, schreibt die Verordnung zahlreiche Details vor, von der Qualifikation des Personals über die Ausstattung der Transporter bis hin zum Umgang mit den Tieren. Sie gelten für Transporte in Deutschland ebenso wie für Fahrten innerhalb der EU und darüber hinaus.

Generell gibt die Verordnung eine Beförderungszeit von acht Stunden vor, lässt aber Ausnahmen zu, wenn die Transporter entsprechend ausgestattet sind. Dazu zählt, dass die Fahrzeuge isoliert sein müssen und über eine Lüftung verfügen. Auch müssen ausreichend Futtermittel und Wasser mit an Board sein. Ist das erfüllt, dürfen Schweine bis zu 24 Stunden am Stück transportiert werden. Rinder müssen nach 14 Stunden Fahrt “eine ausreichende, mindestens einstündige Ruhepause erhalten, damit sie getränkt und nötigenfalls gefüttert werden können.” Danach darf der Laster weitere 14 Stunden fahren. Erst dann “müssen die Tiere entladen, gefüttert und getränkt werden und eine Ruhezeit von mindestens 24 Stunden erhalten” heißt es in der Verordnung – Tierschutz? Fehlanzeige!
Das wäre vielleicht noch auszuhalten, wenn die Tiere so viel Platz wie in einem Stall hätten. Doch im Laster muss ein ausgewachsenes Mastschwein mit einem halben Quadratmeter auskommen, für ein Rind sind 1,6 Quadratmeter vorgesehen. Die Fläche ist nicht groß genug, damit alle Tiere gleichzeitig liegen können. Sie stehen also dicht gedrängt. Tierschutzorganisationen fordern seit Jahren, die Vorgaben zu verschärfen und die Transportzeit strikt auf acht Stunden zu begrenzen. Doch die EU-Kommission zeigt bisher keine Bereitschaft dazu.
Bußgelder schrecken nicht ab
Doch selbst diese wenig tierfreundlichen Bedingungen werden oft nicht eingehalten. Wenn Polizei und Amtstierärzte bei Straßenkontrollen Tiertransporter rauswinken und überprüfen, müssen sie oft die Hälfte oder mehr der Laster beanstanden. Sie sind überladen, transportieren kranke oder verletzte Tiere, die gar nicht mitfahren dürften oder haben zu niedrige Decken für die Tiere. Erstaunlicherweise stellen die Veterinäre, die bei der Verladung von Tieren oder bei deren Ankunft im Schlachthof die Transportbedingungen überprüfen, weitaus weniger Verstöße fest.
Gravierende Folgen haben Verstöße nicht. Oft werden die Fahrer nur ermahnt, die selten verhängten Strafgelder sind gering. Und die Gefahr erwischt zu werden ist angesichts der sporadischen Straßenkontrollen nicht hoch. Es muss in Deutschland besser kontrolliert werden und beanstandete LKWs gehören aus dem Verkehr gezogen. Doch dafür bräuchte es mehr Personal. 3900 amtliche Veterinäre arbeiten in Deutschlands Behörden, weitere 2000 wären notwendig, um alle gesetzlichen Aufgaben zum Wohl des Tierschutzes erfüllen zu können.
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Die EU-Öko-Verordnung macht keine konkreten Vorgaben für Tiertransporte. Deshalb gelten für Bio-Tiere dieselben Regelungen wie für ihre konventionellen Artgenossen. Ganz anders dagegen die Bio-Verbände wie Bioland, Demeter oder Naturland. Sie beschränken die Transporte zum Schlachthof auf vier Stunden und 200 Kilometer. Die Tiere dürfen nicht mit Elektroschockern angetrieben werden, was konventionelle in bestimmten Situationen erlaubt ist. Die LKWs müssen trotz der kurzen Strecke eingestreut werden. Die EU schreibt das nur für Langstreckentransporte und Jungtiere vor.
Bio-Verbände sind hier ein Vorbild
Es wäre schön, wenn auch die restliche EU so weit käme. Allerdings sehen die Verbandsregeln auch Ausnahmen vor. Denn für manchen Bio-Landwirt ist es nicht so einfach, im Umkreis von 200 Kilometern einen bio-zertifizierten Schlachthof zu finden. Das große Geschäft mit dem Fleisch machen einige wenige Konzerne. Für deren Fließbandschlachthöfe sind die kleinen Mengen an Bio-Tieren nicht interessant. Sie stören nur die Abläufe. Es sind eher kleine bis mittelgroße Schlachthöfe, die an ein, zwei Tagen Bio-Tiere schlachten – und davon gibt es immer weniger. Eine strikte EU-Vorgabe, die Transportzeit auf vier Stunden zu begrenzen, würde dazu führen, dass wieder regionale Schlachtstrukturen entstehen. Für die von vielen Menschen gewünschte regionale Lebensmittelversorgung wäre das ein großer Vorteil. Noch viel besser wäre aus Sicht des Tierschutzes eine mobile Schlachtung am Hof selbst – ohne Tiertransport und ohne Stress.
Du möchtest mehr über das Thema Tierschutz erfahren? Hier sind einige Tipps:
Hofreiter, Anton: Fleischfabrik Deutschland. Goldmann Verlag, 2017.
Wolfschmidt, Matthias: Das Schweinesystem. Verlag S. Fischer, 2015.

Ich hoffe ich konnte euch durch diesen Beitrag weitere Tipps und Informationen zur Hand geben. Wenn es weitere Themengebiete gibt, über die ihr gerne mehr wissen wollt, dann schreibt mir diese doch gerne unten in die Kommentare. Bis dahin, eure Fabi 🙂
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