
Saatgut am Haken von Bayer und Co.? „Wer die Saat hat, hat das Sagen“, lautet ein Sprichwort. Das Sagen könnten bald nur noch große Konzerne haben. Doch es wachsen nachhaltige Alternativen heran.
Egal, ob wir Tomaten in den Salat schneiden, ein Vollkornbrot essen oder Reis kochen. Alle diese Lebensmittel können wir nur genießen, weil zuvor ein Landwirt Samen ausgesät hat. Ohne diese Samen könnten wir nicht überleben, das macht sie so wertvoll. Kein Wunder, dass sich auch Chemiekonzerne wie Bayer oder ChemChina dafür interessieren. Die Idee, mit Samen das große Geschäft zu machen, ist relativ neu. Bis vor wenigen Jahrzehnten war es üblich, dass ein Bauer oder Gärtner aus der Ernte Saatgut zurückbehielt und es im nächsten Jahr wieder aussäte. Man tauschte mit den Nachbarn, probierte mal eine neue Sorte aus und war unabhängig von Lieferanten. Für die Konzerne ist ein Bauer, der nur einmal Saatgut kauft, danach Samen aus der Ernte behält und neu aussäht, jedoch uninteressant. Sie haben Wege gefunden, das zu ändern. Hybrid-Sorten ist einer davon, Patente ein anderer.
Der Saatgutmarkt ist heiß umkämpft. Denn die Kombination Samen und Pestizide verspricht hohe Gewinne.
Mit Hybridsorten wird eine erfolgreiche Neu-Aussaat verhindert. Denn die Samen aus Hybrid-Gemüse oder -Getreide besitzen die positiven Eigenschaften, wie „hoher Ertrag“ oder „einheitliche Früchte“, nicht mehr. Ihr Nachbau macht damit keinen Sinn. Durch Patente auf Gemüse, Getreide und Obst erhält der Patentinhaber für einen bestimmten Zeitraum das alleinige Verfügungsrecht über seine „Erfindung“. Er kann ohne Wettbewerb die Preise festlegen und für jede Nutzung Lizenzgebühren verlangen. Das ist beispielsweise bei gentechnisch veränderten Pflanzen der Fall. Die großen Chemie- und Saatgutkonzerne versuchen zunehmend, auch gentechnikfreie Züchtungen durch Patente schützen zu lassen. 220 Patente auf herkömmliche Züchtung hat das Europäische Parlament bereits erteilt, sie betreffen Melonen, Tomaten, Zwiebeln, Salat oder Gurken. 1600 Anträge warten auf Bearbeitung, hat das Bündnis „no patents on seeds“ ermittelt.

Kleine Züchter, Vielfalt und Bauern bleiben auf der Strecke
Seit ein paar Jahren konzentriert sich das Züchtungsgeschäft auf immer weniger Firmen. Erst kaufen die großen Pestizidkonzerne wie Monsanto Züchtungsunternehmen auf. In den vergangenen drei Jahren fusionierten die Branchenriesen im Saatgut- und Pestizidgeschäft untereinander: Die deutsche Bayer AG kaufte die US-Firma Monsanto, das chinesische Unternehmen ChemChina übernahm die Schweizer Firma Syngenta, die beiden amerikanischen Chemiekonzerne DuPont und Dow Chemical legten ihr Agrargeschäft zusammen und nennen es jetzt Corteva. Der deutsche Chemiekonzern BASF bleib solo, übernahm aber von Bayer einen Großteil von dessen Saatgutgeschäft, etwa den Gemüsezüchter Hild. Experten des Internationalen Gremiums für nachhaltige Lebensmittelsysteme (IPES-Food) haben errechnet, dass die vier Konzerne weltweit über 60 Prozent des verkauften Saatgutes und 80 Prozent aller Pestizide herstellen.
Die Macht auf dem Acker | Vier Konzerne dominieren den Saatgut- und Pestizidmarkt: Bayer, BASF, ChemChina und Corteva.
Bio-Verbände sowie umwelt- und entwicklungspolitische Organisationen warnen seit Jahren vor dieser Marktmacht. Denn gezüchtet wird, was Geld bringt. Die Konzerne konzentrieren sich dabei auf die konventionelle, industrialisierte Landwirtschaft. Dort wachsen die Pflanzen in einem Überangebot an Nährstoffen wie Stickstoff heran. Synthetische Pestizide, die die Konzerne gleich mitverkaufen, schützen die Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen. Wichtige Zuchtziele sind Höchsterträge, Lagerfähigkeit und gutes Aussehen. Doch Bio-Landwirte und Bio-Gärtner wirtschaften ohne Kunstdünger und Pestizide. Deshalb brauchen sie andere Pflanzen: Solche, die den Boden gut durchwurzeln, möglichst effektiv mit den zur Verfügung stehenden Nährstoffen umgehen und sich gegen Unkraut und Schädlinge behaupten können.

Aufgrund der Fülle an Informationen habe ich mir überlegt bald einen zweiten Teil des Blogartikels zu schreiben. Was meint ihr? Falls ihr Fragen habt, die im zweiten Teil behandelt werden sollen, dann schreibt mir diese doch gerne unten in die Kommentare. Wenn ihr euch nicht nur für das Thema Umwelt-, sondern auch für den Bereich Tierschutz interessiert, kann ich euch bis dahin meinen Beitrag über Tiertransporte „Leid auf Rädern“ oder „Billig Welpen | Tierquälerei“ an’s Herz legen. Bis dahin, eure Fabi 🙂
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